Beschreibung
Egozentrierte Netzwerkkarten in der Sozialen Arbeit
Ein gelingender Alltag, subjektives Wohlbefinden, Gesundheit und Lebensqualität werden maßgeblich von sozialen Beziehungen und erlebter sozialer Unterstützung beeinflusst. Sozialarbeiter*innen und Sozialpädagog*innen unterstützen ihre Klient*innen daher seit jeher bei der Pflege und Entwicklung sozialer Beziehungen. Zur Erhebung und Visualierung von sozialen Beziehungen steht Fachkräften der Sozialen Arbeit mittlerweile eine Vielzahl an Instrumenten zur Verfügung. Neben Genogrammen, Soziogrammen, Namensgeneratoren und Ökomaps haben sich egozentrierte Netzwerkkarten in der Sozialen Arbeit etabliert.
Die an der FH St. Pölten entwickelte Variante eignet sich als Diagnose-, Beratungs- und Forschungsinstrument. Die kooperative Erfassung und Analyse der Netzwerkstruktur und der erreichbaren sozialen Unterstützungspotenziale ist Ausgangspunkt für inklusions- und gesundheitsfördernde Interventionen. In der Softwareversion easyNWK ermöglicht sie auch eine mathematische Analyse relevanter Kennzahlen. 2005 wurde sie erstmalig von Peter Pantuček-Eisenbacher in einer analogen Variante vorgeschlagen. 2011 wurde eine erste digitale Variante veröffentlicht. Seit 2021 bieten wir mit einer Web-App eine zeitgemäße und datenschutzkonforme Lösung, die aktuell in einem Erasmus+-Projekt um spezifische Funktionen erweitert wird.
Mit der egozentrierten Netzwerkkarte werden die sozialen Beziehungen einer Person erfasst und übersichtlich dargestellt. In vier Sektoren werden Beziehungen zu Familienmitgliedern, Freund:innen / Bekannten und Nachbar:innen, Kolleg:innen in Schule, Ausbildung, Arbeit, Vereinen etc. sowie professionellen Helfer:innen eingezeichnet. Mittels der drei Horizonte lässt sich das aktuelle Nähe-Distanz-Verhältnis zu den Netzwerkkontakten abbilden.
Damit ein Netzwerk entsteht, werden auch die Verbindungen zwischen den Netzwerkkontakten visualisiert. Im Gespräch werden die im Netzwerk verfügbaren Ressourcen an sozialer Unterstützung und das (potenzielle) soziale Kapital erhoben.
Das Netzwerk lässt sich hinsichtlich seiner Merkmale und Qualitäten kooperativ analysieren:
• Wie groß und wie vernetzt ist mein Netzwerk?
• Welche Arten von Beziehungen pflege ich?
• Welche Beziehungen können ausgebaut werden?
• Welche Beziehungen könnten eine Lockerung vertragen?
• Wer unterstützt mich emotional, praktisch, materiell?
• Wen kann ich um Rat fragen?
• Für wen bin ich eine wichtige Unterstützung?
• Wie zufrieden bin ich mit meinem Netzwerk?
• Wie möchte ich meine Beziehungen in Zukunft gestalten?
Eine Netzwerkkarte digital zu erstellen, bietet eine Fülle an Vorteilen. Unter anderem:
• Die Visualisierung gelingt schneller und einfacher als mit Papier und Bleistift.
• Kontakte lassen sich einfach und übersichtlich beschriften.
• Notizen können direkt im Programm dokumentiert werden.
• Änderungen sind leicht möglich.
• Die Auswertung läuft automatisiert im Hintergrund.
• Die digitale Netzwerkkarte erlaubt verschiedene Ansichten, je nach Fragestellung der kooperativen Analyse.
• Änderungen im Zeitverlauf lassen sich vergleichen.